Sunday 2 June 2013

Meinungsäußerung: EZ von innen erlebt

Entwicklungszusammenarbeit (EZ) insbesondere in Konfliktländern dient oft nur als „Feigenblatt“ für die tatsächliche Agenda der aktuellen Regierungspolitik.

Ein Jahr nach der durch Entwicklungsminister Niebel angestoßene Fusion der größten deutschen Entwicklungshilfe Organisationen (Deutscher Entwicklungsdienst, Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, Internationale Weiterbildung und Entwicklung) kann von deutlicher spürbaren Wirkungen keine Rede sein.

Das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) stellt die Forderung nach wirkungsorientierter Arbeit. Wie das in einer staatlichen Maschinerie möglich sein soll, die sich im Wesentlichen nicht an tatsächlichen Bedürfnislagen orientiert bleibt offen.

Für den Fall der besetzten palästinensischen Gebiete schildert der Entwicklungsexperte Khalil Nakleh[1] den Fall so:
„Der Wunsch unserer Gesellschaft wirtschaftlich unabhängig zu werden, wurde nicht unterstützt.“ Nakleh bezieht sich hier im Wesentlichen auf die Folgen des Abkommens von 1994. Dennoch bleibt die Aussage brandaktuell. Im Jahr 2013 gewährte die deutsche Entwicklungsbank der palästinensischen Autonomiebehörde einen Kredit von 14 Millionen Euro für den Aufbau einer industriellen Zone. Auch diese Investition kommt bei genauerer Betrachtung hauptsächlich Israel zugute, da die Palästinenser gezwungen sind, dem Staat Strom und Wasser abzukaufen. Politisch Stellung beziehen möchte die staatliche EZ in diesem sehr unausgewogenen Konflikt nicht. Zu stark ist die Bindung der deutschen Politik an die Unantastbarkeit Israels.

Investitionen in Nicht-Regierungsorganisationen führen zu einem stark erhöhten Lohnniveau bis zum dreifachen des Durchschnittslohns. Das fördert nicht nur Korruption und das Versiegen des traditionell stark ausgeprägten freiwilligen Engagements in der Zivilgesellschaft. Im Film „Donor Opium“ erklärt Khalil Nakleh vom Bisan Center für Forschung und Entwicklung in Ramallah, dass  in der Folge palästinensische Entrepreneure Schwierigkeiten haben, qualifizierte und bezahlbare Angestellte zu finden.

In der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit gilt jedoch weiter das Motto:
„In Berichten darf nichts Negatives stehen, sonst wird uns das Budget gekürzt.“




[1] „Donor Opium“, Film zu den Folgen der internationalen Präsenz in den besetzten palästinensischen Gebieten (2012). Gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Ramallah

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